ALBSTADT/ SIGMARINGEN Wenn Uwe Sachse in die digitale Zukunft schaut, beginnt er gern mit einem Rückblick in die Vergangenheit. Ob Schreibtafel, Buchdruck oder seit knapp zehn Jahren das Smartphone. Jede Erfindung habe das Leben der Menschen und des Lernens vereinfacht und verbessert. Deshalb ist der Professor für Internationales Management davon überzeugt, dass es mit der Digitalisierung in der Bildung nicht anders sein wird. „Das ist für Aus- und Weiterbildung in Deutschland eine riesige Chance“, sagte Sachse den Teilnehmern zum ersten Augmented Reality-Workshop an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.
Im Rahmen eines internationalen Projekts geht er der Frage nach, wie Augmented Reality Technologien das praxis- und arbeitsplatznahe Lernen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung verbessern können. Welche Probleme können mit Augmented Reality gelöst werden? In welchen Bereichen könnte die Technologie sinnvoll eingesetzt werden? Was muss die Technik leisten, um Azubis optimal zu motivieren? Mit diesen und ähnlichen Fragen haben sich die Azubis und Vertreter von Trumpf und Gühring sowie Lehrer der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen, der Robert-Bosch-Schule in Stuttgart Zuffenhausen und der Bertha-Benz-Schule in Sigmaringen beschäftigt. Mit Hilfe der Dimensionen Lern- und Arbeitsumgebung, Interaktion, Nutzer, Aufgabe/Inhalte und Didaktik wurden die Einsatzmöglichkeiten in Form eines AR-Canvas diskutiert.
Neben Spaß am Lernen, Steigerung der Attraktivität waren die Simulation von Störfällen und das Austesten von Grenzsituationen auf der Liste der Vorteile. Auf dem Wunschzettel der Teilnehmer standen dabei die direkte Bewertung der Arbeitsschritte und der Einsatz von „spielerischen“ Elementen wie Gamifikation. „Warum kann Unterricht nicht einfach auch Spaß machen“, meinten viele Teilnehmer. Eine wichtige Sache habe er schon mal mitgenommen, sagte Heiko Köppel, Berufsschullehrer in Balingen, „Unterrichtsdesign sollte eigentlich immer in so einem Setup mit einer Mischung aus Schülern, Lehrern und der Industrie stattfinden“. Eine Einschätzung, die die anderen Workshopbesucher teilten. „Mich freut es, dass wir Azubis so einbezogen wurden und ich hoffe, wir konnten einen Beitrag leisten“, sagte Andreas Frick, Azubi bei Gühring. Tizian Möck, Azubi bei Trumpf sieht die Herausforderung allerdings darin, das komplexe Gebiet der Mechatronik mit der Datenbrille abzubilden. Wenn dies gelinge, könne es aber eine gute Abwechslung zum „sturen lernen“ sein.
Für Projektleiter Prof. Sachse und Klaus-Dieter Korn-Amann, Studienrat an der Bertha-Benz-Schule sind solche Kooperationen zwischen Berufsschule, Hochschule und Industrie ganz wichtig. „Wir müssen die Sache offensiv angehen, und die bewährte duale Ausbildung in Deutschland kontinuierlich verbessern. Die technische Entwicklung verläuft so schnell, dass fortlaufende Qualifikation gefragt ist.“
Chancen der Digitalisierung
Wie muss ein Drehbuch für Augmented Reality in der Ausbildung zum Mechatroniker aussehen? Wie sollten digitale Assistenzsysteme in der Aus- und Weiterbildung integriert werden? Mit dieser Frage beschäftigt das BMBF Projekt von Prof. Dr. Uwe Sachse an der Hochschule Albstadt/ Sigmaringen in Kooperation mit ausbildenden Industriebetrieben, Berufsschullehrer und Auszubildende.