Die Welt, ein Raum mit Flügeln

15. May 2020

Als Albrecht Ludwig Berblinger, “der Schneider von Ulm” genannt, am 31. Mai 1811 mit seinem Hängegleiter vor den Augen von Herzog, Prinzen und einer johlenden Menge Ulmer in die Donau stürzte, erntete er Spott. Heute ist uns klar, dass er ein Visionär war. Er wusste, dass die Welt ein Raum mit Flügeln ist! Diese Welt an der Schnittstelle zwischen der Kraft der Fantasie und der Wissenschaft erschließen in der Ausstellung „Die Welt, ein Raum mit Flügeln“ im Stadthaus Ulm die Bühnenbildner Timo Dentler und Okarina Peter. Zu entdecken gibt es viel für jedermann und jede Frau, für Vorschulkinder, Jugendliche, Rentner, Nerds und Astrophysikerinnen.

Albrecht Ludwig Berblinger stürzt am 31. Mai 1811 mit seinem Hängegleiter vor den Augen von Herzog, Prinzen und einer johlenden Menge Ulmer in die Donau, die er eigentlich hat überfliegen wollen. Heute wissen wir, dass er ein Visionär war. Er wusste, dass die Welt ein Raum mit Flügeln ist.
Mumbai 1895: Der indische Sanskrit-Gelehrte Shivkar Bāpuji Talpade träumt davon, einen unbemannten Flugapparat gen Himmel zu schicken. Bis in 1500 Fuß Höhe soll er aufsteigen können. Es funktioniert – vier Jahre, bevor die Gebrüder Wright mit dem Bau des (angeblich) ersten Flugapparats der westlichen Welt beginnen.
Als sich im Jahre 1910, beim ersten Testflug seiner Coandă-1910, dem ersten von einem Stahltriebwerk angetriebenen Flugzeug der Welt, Gase und Flammen aus dem Triebwerk am Rumpf anlegen, entdeckt Henri Coandă den Coandă-Effekt. Die Coandă-1910 verbrennt zwar bis aufs Stahlgerippe, doch keine dreißig Jahre später beruht die Entwicklung eines Scheibenflugzeugs in Form einer Fliegenden Untertasse auf ebenjenem Coandă-Effekt! 2004, nur gut dreißig Jahre nach dem Tod Henri Coandăs, benennen die Rumänen den internationalen Flughafen von Bukarest nach ihrem großen Erfinder und Flugpionier.

Schnittstelle zwischen der Kraft der Fantasie und der Wissenschaft
Albert Einstein arbeitet an einem quantenmechanischen Gedankenexperiment und erkennt eine „spukhafte Fernwirkung“. Die Quantenteleportation wird 1997 erstmals von Anton Zeilinger demonstriert. Teleportation? Enterprise-Fans nennen es “Beamen”. Alexander Gerst fliegt am 28. Mai 2014 ein erstes Mal in den Erdorbit zur Internationalen Raumstation ISS. “Nur die Schwerkraft zieht mich etwas runter”, twittert er sechs Monate später nach seiner Landung zurück auf der Erde. Gerhard Schwehm hat viele Jahre darauf gewartet, dass die deutsche Raumsonde Rosetta im August 2014 endlich die Umlaufbahn des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko erreicht. Drei Monate später kommentiert der Kometenforscher der ESA unter Anteilnahme der Weltöffentlichkeit das Aufsetzten des Landeroboters Philae. Und der erste Mensch, der vom Ulmer Münsterplatz aus einen Tunnel senkrecht nach unten durchbohren wird, wird in der Flowerpot Bucht von Pitt Island herauskommen. Der Tunnel wird 12.742 Kilometer lang sein und die Durchflugdauer etwa 42 Minuten betragen.
Die Bandbreite an der Schnittstelle zwischen der Kraft der Fantasie und der Wissenschaft ist riesig. Die Welt ist ein Raum mit Flügeln.

Diese Welt erschließen im Stadthaus Ulm: Timo Dentler und Okarina Peter
… und zwar mit komplett analogen Mitteln. Sie erschaffen ein großes begehbares Bühnenbild, das erlebbar ist für jedermann und jede Frau, für Vorschulkinder, Jugendliche, Rentner, Nerds und Astrophysikerinnen. Timo Dentler, geboren in Ulm, ist der Sohn des Goldschmieds Rudolf Dentler. Okarina Peter stammt aus Konstanz. Beide waren an der Kunstakademie Düsseldorf Meisterschüler des Bühnen- und Kostümbildners, Theater- und Opernregisseurs Karl Kneidl. Seit dem Jahr 2000 arbeiten Timo Dentler und Okarina Peter international als Bühnen- und Kostümbildner vorwiegend im Musiktheater. Viermal wurden sie von der Fachzeitschrift “Opernwelt” als beste Bühnenbildner und zwei Mal als beste Kostümbildner nominiert. Sie arbeiten für die renommiertesten Häuser, wie zuletzt etwa für die Königlichen Oper Kopenhagen, die Semperoper Dresden oder die Volksoper Wien. Jüngst produzierten sie mit Volker Schlöndorff “Le vieux Juif blonde” am Théâtre des Mathurins Paris und mit Peter Konwitschny (“Regisseur des Jahres” 2018) “Idomeneo” in Heidelberg.

Stadthaus Ulm: Die Welt, ein Raum mit Flügeln / Albrecht Ludwig Berblinger zum 250. Geburtstag
15. Mai bis 25. Oktober 2020 / https://Stadthaus.ulm.de
Verblüffende Details, gewagte Erfindungen und eine Serie von Hinweisen auf wirklich wahre Geschichten hinter der Ausstellung gibt es auf Facebook unter  #diewelteinraummitflügeln

Bradley Phillips Rocket (Bearb. Dentler/Peter)
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