Mehr Strom aus Sonne und Wind zum Jahresbeginn

13. April 2022

Rund 74,5 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom wurden im ersten Quartal 2022 aus Erneuerbaren Energien erzeugt und damit fast 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie und WasserstoffForschung BadenWürttemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW).

Zu verdanken ist dieser Anstieg vor allem den für die Stromerzeugung aus
Wind und Sonne günstigen Wetterverhältnissen am Jahresbeginn. Insbesondere die ersten beiden Monate des Jahres waren ungewöhnlich windig. Das stürmische Wetter im Februar hat mit 20,6 Mrd. kWh sogar für einen neuen Rekordmonat in der Stromerzeugung aus Windenergie gesorgt. Dies trug dazu bei, dass Erneuerbare Energien im Januar und Februar insgesamt 54 Prozent des Stromverbrauchs deckten (Januar: 47 Prozent, Februar 62 Prozent). Der März folgte mit für diese Jahreszeit überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden.*


„Der hohe ErneuerbarenAnteil in den ersten Monaten dieses Jahres darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ausbau der Erneuerbaren viel zu langsam verläuft“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEWHauptgeschäftsführung. „Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sorgen um die Energieversorgung in Europa führen uns eindringlich vor Augen, wie wichtig es ist, schnell unabhängig von fossilen Energieträgern und damit auch russischen Importen zu werden. Maßnahmen, um den Ausbau der Erneuerbaren massiv voranzutreiben, sind dringlicher denn je. Wir brauchen schnellere Planungs und Genehmigungsverfahren und mehr Flächen für
Windräder und PhotovoltaikAnlagen. Es ist gut, dass die Bundesregierung angekündigt hat, zwei Prozent der Flächen in Deutschland für die Erzeugung von Windenergie bereitzustellen. Es muss aber auch sichergestellt werden, dass auf diesen Flächen tatsächlich Windräder entstehen. Viel zu häufig scheitern Projekte im Laufe des Zulassungsverfahrens.“


Die erforderliche Dynamik beim zukünftigen Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung sowohl bei der Windenergie an Land und bei der OffshoreWindenergie als auch bei der Photovoltaik betont Prof. Dr. Frithjof Staiß noch vor einem anderen Hintergrund: „Gerade in der aktuellen Situation sind schnelle Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung unabdingbar, beschleunigen sie doch aller Voraussicht nach den bislang vor allem aus Klimaschutzgründen zu beobachtenden Trend zur Elektrifizierung in allen Energieverbrauchssektoren. Sowohl in der Industrie als auch im Verkehrssektor sowie in der Wärmeversorgung von Gebäuden dürfte unter anderem aus Kostengründen der schnelle Ersatz von fossilen Energieträgern durch erneuerbaren Strom angestrebt werden. Neben der Elektrifizierung ist auch der Markthochlauf von grünem, auf Basis von erneuerbarem Strom erzeugtem Wasserstoff, ein wesentlicher Baustein einer zukünftig klimaneutralen und krisensicheren Energieversorgung. Die aktuellen Bemühungen der Bundesregierung zur Entwicklung und zum Aufbau internationaler Lieferketten für grünen Wasserstoff sind daher ausdrücklich zu begrüßen und konsequent fortzusetzen“, so der geschäftsführende Vorstand des ZSW.

Die Erzeugungszahlen im Einzelnen


Insgesamt wurden rund 74,5 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (Q1 2021: 59,7 Mrd. kWh). Davon stammten 39,4 Mrd. kWh aus Wind an Land, 13,2 Mrd. kWh aus Biomasse, 7,5 Mrd. kWh aus Wind auf See, 9,6 Mrd. kWh aus Photovoltaik und 4,6 Mrd. kWh aus Wasserkraft.


* Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch für das erste
Quartal 2022 lässt sich erst zu einem späteren Zeitpunkt bestimmen.

 

Über das ZSW

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung auf den Gebieten Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen sowie
Energiesystemanalyse. An den drei ZSW-Standorten Stuttgart, Ulm und Widderstall sind derzeit rund 300 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker beschäftigt. Hinzu kommen 100 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte.

Das ZSW ist Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg (
innBW), einem Zusammenschluss von 12 außeruniversitären, wirtschaftsnahen Forschungsinstituten.

Mehr Flächen für Windräder und Photovoltaik-Anlagen werden benötigt. Foto: Harald Dietz, Copyright ZSW
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