Auf Einladung des Donauschwäbischen Zentralmuseums (DZM) haben sich vom 16. bis 18. Oktober Vertreter*innen von Museen aus Ungarn, Rumänien, Serbien und Deutschland zu einem fachlichen Austausch in Ulm getroffen. Das Schlussprotokoll gibt Ausblick auf künftige Kooperationen.
Die eingeladenen Museen sind zum großen Teil Einrichtungen, mit denen seitens des DZM seit langer Zeit Partnerschaftsverträge bestehen. Darüber hinaus kamen weitere befreundete Museen hinzu, wie das im Jahr 2020 fertiggestellte Museum zur Geschichte der Donauschwaben in der serbischen Stadt Sombor. Ziel der Konferenz war es, nach den Phasen der Covid-19-Pandemie und der Neuaufstellung des DZM, sich gegenseitig über die aktuelle Entwicklung in den jeweiligen Museen zu informieren. Mit der Tagung sollten die teilweise unterbrochenen Kontakte wiederhergestellt und künftige Projekte der internationalen Zusammenarbeit besprochen werden.
Die Museen sind sich einig, dass dem gemeinsamen kulturellen Erbe in den Regionen an der mittleren Donau eine besondere Bedeutung zukommt. Dies umfasst insbesondere die Sachkultur der Donauschwaben in den Siedlungsgebieten, aber auch das Erbe der Habsburgermonarchie und das Zusammenleben unterschiedlicher ethnischer Gruppen in Ungarn, im Banat, in der Batschka, in der Sathmarer Region, in Syrmien und Slawonien.
In den Jahren vor der Covid-19-Pandemie haben einzelne Partner bereits projektbezogene Kooperationen erfolgreich durchgeführt. Dazu gehört die Wanderausstellung „Migration im Donauraum. Die Ansiedlung der Deutschen im 18. Jahrhundert“ (2012-2014). Das von der EU geförderte Ausstellungsprojekt konnte in vier Ländern gezeigt werden.
Die Vertreter*innen der Museen erklären, dass sie sich künftig über Projekte austauschen wollen, die geeignet für eine Zusammenarbeit sind. Kooperationen beziehen sich zum Beispiel auf die Objektsammlungen in den verschiedenen Einrichtungen und das gemeinsame Kulturerbe in den Siedlungsgebieten. Durch den Austausch von Sammlungsdaten könnte ein Wissenstransfer bezüglich der Sammlungsbestände zwischen den Museen stattfinden und Kenntnisse über Kultur und Geschichte der Deutschen und anderer ethnischer Gruppen in der Region ausgetauscht und in digitaler Form einer internationalen Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Der Austausch von Ausstellungen, auch digitalen Formaten, ist ebenfalls geeignet, Kunst und Kultur zwischen Deutschland und den südosteuropäischen Ländern einem breiten Publikum bekannt zu machen. So konnte das Kreismuseum Caransebeș (Rumänien) die DZM-Ausstellung „Glühender Stahl und rauchende Schlote. Industriegeschichte des Banater Berglands“ seit Herbst 2021 in mehreren rumänischen Museen zeigen.
Konkrete Ansatzpunkte für gemeinsame Projekte ergaben sich in den Workshops.
- Das DZM bereitet unter dem Arbeitstitel „Schwerer Stoff – die Trachten der Ungarndeutschen“ eine Ausstellung mit Trachten aus dem eigenen Bestand vor, die ab Herbst 2023 in Ulm gezeigt wird. Die ungarischen Museen haben ihr Interesse signalisiert, die Präsentation anschließend nach Pécs und in weitere Städte zu bringen und durch eigene Bestände zu ergänzen.
- Gegenseitige Hospitationen und Praktika von Fachwissenschaftlern an den Partnermuseen im Ausland können die Kooperationen unter den Museen vertiefen.
- Die Museen wollen sich bei wissenschaftlichen Recherchen hinsichtlich Kultur und Geschichte der jeweiligen Regionen gegenseitig unterstützen, indem sie Sammlungsbestände in digitalisierter Form austauschen.
Dank der internationalen Tagung konnten diese Ansätze des grenzüberschreitenden Netzwerks konkretisiert werden. Die Teilnehmer*innen verständigten sich darauf, die gegenseitigen Kontakte auszubauen und die Gespräche 2023 in Temeswar/Timișoara fortzuführen.
Vertreter*innen folgender Einrichtungen haben an der Tagung teilgenommen:
- Janus Pannonius Múzeum (Janus-Pannonius Stadtmuseum, Pécs, Ungarn)
- Német Nemzetiségi Múzeum (Kreismuseum, Tata, Ungarn)
- Muzeul National al Banatului (Banater Museum, Timișoara, Rumänien)
- Muzeul Satului Bănățean (Banater Dorfmuseum, Timișoara, Rumänien)
- Muzeul Banatului Montan (Museum des Banater Berglandes, Reșița, Rumänien)
- Muzeul Caransebeș (Kreismuseum Caransebeș, Rumänien)
- Complexul Muzeal Arad (Museumskomplex, Arad, Rumänien)
- Gradski Muzej Sombor (Stadtmuseum, Sombor, Serbien)
- Muzej Vojvodine (Museum der Provinz Vojvodina, Novi Sad, Serbien)
- Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa (Museum Europäischer Kulturen, Berlin)
- Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm (Deutschland)