Landkreis Neu-Ulm geht beim Klimaschutz voran

8. November 2017

Der Landkreis nimmt seit 2014 am eea-Verfahren teil. „Dadurch bezwecken wir, dass weniger Energie benötigt wird, erneuerbare Energieträger vermehrt genutzt und fossile Ressourcen effizient eingesetzt werden. Dies ist nicht nur energiepolitisch sinnvoll, sondern spart auch Geld, das für andere Projekte oder Aufgaben eingesetzt werden kann“, erläutert Landrat Thorsten Freudenberger.
Beim diesjährigen externen Audit erreichte der Landkreis Neu-Ulm eine Punktzahl von 57,3 Prozent und lag damit deutlich über den geforderten 50 Prozent. Die Punkte werden in sechs verschiedenen Maßnahmenbereichen vergeben, daher reicht es nicht aus, wenn nur ein Bereich gefördert wird. Vielmehr bedarf es eines gesamtheitlichen Handelns.
Bereich 1: Entwicklungsplanung / Raumordnung
Der Landkreis Neu-Ulm verfügt über ein Klimaschutz-Leitbild mit Aussagen zu Einsparpotentialen, zur Steigerung der Energieeffizienz und zu erneuerbaren Energien. 2012 hat der Kreistag ein Integriertes Klimaschutzkonzept verabschiedet. Darauf aufbauen wurde in den Jahren 2014 bis 2016 ein Klimaschutz-Teilkonzept „Mobilität“ erarbeitet, welches alle relevanten Verkehrsarten berücksichtigt.
Zur Energieeffizienz und zum Klimaschutz sind in die Bauverfahren umfangreiche Beratungen aufgenommen worden. Die Bauherren konnten sich bei der neutralen Beratungsstelle informieren über: energieeffiziente Bestands- und Neubauten, gesetzliche Bestimmungen, Förderprogramme, Bauökologie, Prüf- und Qualitätsverfahren, Wärmedämmung sowie technische Anlagen.
Bereich 2: Kommunale Gebäude und Anlagen
Bei der Modernisierung kreiseigener Gebäude sind hohe Energiestandards umgesetzt worden. Ein Vorzeigeprojekt ist die Sanierung und die Erweiterung des Illertal-Gymnasiums Vöhringen in Illerzell (2014 bis 2017). Das Schulgebäude aus den 1970er-Jahren wurde im laufenden Schulbetrieb saniert und hat jetzt Passivhausstandard. Mit einer Wärmepumpe wird das Gebäude über Heiz- und Kühldecken sowohl beheizt wie auch im Sommer gekühlt. Bei der Sanierung und Erweiterung wurde auf Nachhaltigkeit besonderer Wert gelegt.
Das Illertal-Gymnasium und andere kreiseigene Gebäude sind einem kommunalen Energiemanagement unterworfen. Zudem nutzt der Landkreis die eigenen Dachflächen zur Installation und zum Betrieb von Photovoltaikanlagen. Diese produzieren rund 16,5 Prozent des Gesamtstromverbrauchs der Liegenschaften des Landkreises. Der Anteil an erneuerbaren Energien konnte kontinuierlich ausgebaut werden. Bei der Wärmeversorgung liegt er mittlerweile bei rund 20 Prozent. Eingekauft wird seit einigen Jahren nur noch Ökostrom. Die CO2-Emissionen der kreiseigenen Gebäude sind rückläufig.  
Bereich 3: Versorgung, Entsorgung
Demnächst wird in Weißenhorn ein Fernwärmenetz in Betrieb gehen, das sich aus der bislang zum Teil verpuffenden Abwärme des kreiseigenen Müllheizkraftwerks speisen wird. Landrat Freudenberger spricht von einem „Leuchtturmprojekt“.  
Bereich 4: Mobilität
Die Aktivitäten reichen von der Verbesserung des Radwegenetzes und des ÖPNV-Angebotes  über die Planung von Schnittstellen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern bis hin zum umweltfreundlichen Mobilitätsverhalten der öffentlichen Verwaltung einschließlich des kreiseigenen Fuhrparks. Fahrräder und ein Elektroauto können für Dienstfahrten genutzt werden. Durch Neu- und Ausbauten werden immer mehr der nur noch wenigen Lücken im Radwegenetz geschlossen. Ein hoch bewertetes Angebot im Landkreis ist der „Pfiffibus“, ein Rufbussystem, das inzwischen beinahe flächendeckend angeboten wird. Mit Hilfe des Nahverkehrsplans und der Förderung des nichtmotorisierten Individualverkehrs wurden Konzepte zur Senkung des Verkehrsaufkommens erarbeitet.
Bereich 5: Interne Organisation
Zur Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes ist im Mai 2014 Klimaschutzmanager Florian Drollinger eingestellt worden. Bei Beschaffungen von Waren achteten die Verantwortlichen auf Umweltzeichen und effiziente Geräte. In Gebäuden wurden LED-Lampen und tageslichtabhängige Steuerungen eingebaut.
Bereich 6: Kommunikation, Kooperation
Ein großes Potential bei der Energieeffizienz gilt es bei der Wirtschaft zu mobilisieren. Klimaschutzmanager Drollinger initiierte ein „Betriebliches Energieeffizienznetzwerk“, einschließlich eines betrieblichen Beratungsangebotes für Unternehmen. Das Netzwerk trifft sich dreimal jährlich zur Information und zum Erfahrungsaustausch.  Über 40 Schulklassen wurden bisher über das Projekt „Energiesparfuchs“ fürs Energiesparen und den Klimaschutz sensibilisiert. Über den Modernisierungswettbewerb „Energiesparmeister“ fördert der Landkreis vorbildliche Energie- und Klimaschutzvorhaben in den Zielgruppen Privathaushalte, Kommunen und Unternehmen.
Landrat Thorsten Freudenberger fasst zusammen: „Die Fülle an Maßnahmen zeigt, dass wir es mit dem Energiesparen und dem Klimaschutz ernst meinen. Die hohe Auszeichnung mit dem European Energy Award ist für uns Ansporn, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“

Landkreis Neu-Ulm geht beim Klimaschutz voran

Der Landkreis Neu-Ulm hat Vorbildcharakter beim Energiesparen und beim Klimaschutz. Das bescheinigt ihm der European Energy Award (eea; Europäischer Energiepreis), den er jetzt als eine von sieben bayerischen Kommunen im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz verliehen bekommen hat.

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Geehrte und Ehrende in München (von links): Martin Sambale (Leiter der Landesgeschäftsstelle European Energy Award Bayern), Ilga Schwidder (Leiterin der Bundesgeschäftsstelle European Energy Award), Landrat Thorsten Freudenberger, Rudolf Hartberger (Kreisbaumeister des Landkreises Neu-Ulm), Roland Mäckle (Geschäftsführer der Regionalen Energieagentur Ulm); Florian Drollinger (Klimaschutzmanager des Landkreises Neu-Ulm); Walter Steinmann (Präsident Association European Energy Award), Dr. Monika Kratzer (Abteilungsleiterin für Klimaschutz, Technischen Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft im Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, in Vertretung der erkrankten Umweltministerin Ulrike Scharf). Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
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