Ehrenamtlich Hand in Hand

20. April 2011

„Unser Landkreis muss das Ehrenamt stärken.“ Diese Maxime gab Landrat Erich Josef Geßner in seiner Weihnachtsansprache 2010 im Kreistag aus. Nur wenige Monate später hat er nun der Öffentlichkeit die Freiwilligenagentur „Hand in Hand“ präsentiert. Es handelt sich dabei um ein Träger übergreifendes Kontakt-, Beratungs- und Förderbüro für das Ehrenamt, das unter dem organisatorischen Dach des Fachbereichs „Soziale Leistungen“ im Landratsamt Neu-Ulm angesiedelt worden ist.

Anita Hussak ist die Ansprechpartnerin bei der Freiwilligenagentur. Angebot und Nachfrage nach ehrenamtlichen Leistungen zueinander zu bringen, versteht sie als ihre vorrangige Aufgabe. „Ich bin zum einen für die Menschen da, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, aber nicht recht wissen wo und wie; zum anderen können sich gemeinnützige Stellen und Einrichtungen, die ehrenamtliche Mitarbeiter einsetzen wollen, an mich wenden“, erläutert die Ehrenamtskoordinatorin.

Als zentrales Hilfsmedium bei ihrer Arbeit dient Anita Hussak der Internetauftritt www.freiwilligenagentur.landkreis.neu-ulm.de. Neben vielen Informationen über die Freiwilligenagentur enthält die Website eine Datenbank, in der Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit interessieren, Betätigungsmöglichkeiten recherchieren können.
Einige „Stellenangebote“ sind bereits eingestellt. So sucht eine Senioreneinrichtung im nördlichen Landkreis Freiwillige, die mit ihren betagten Bewohnerinnen und Bewohnern regelmäßig Gymnastik machen. Eine Schule in Illertissen hätte gerne Unterstützung bei der Beratung, Aufsicht und Ausleihe in der Schulbibliothek. Und eine Grundschule in Neu-Ulm ist auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern, die Spaß daran haben, Bastelkurse zu geben. Wer in der Datenbank etwas Interessantes für sich gefunden hat, kann dann Kontakt zu Ehrenamtskoordinatorin Anita Hussak aufnehmen und sich beraten lassen.

Die Freiwilligenagentur soll jedoch nicht nur Vermittlerin sein. Ziel, so Landrat Geßner, sei es auch, „Projekte zu entwickeln, in denen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, zum Einsatz kommen können“. Wer dafür eine Idee hat, ist bei Anita Hussak ebenfalls richtig.

„Hand in Hand“ – das bedeutet aber auch, „dass wir die einmal vermittelten Freiwilligen nicht sich selbst überlassen, sondern sie immer wieder über Neuigkeiten informieren und den Austausch der Ehrenamtlichen untereinander fördern“, so Anita Hussak. Geplant sind dazu Informations- oder Fortbildungsveranstaltungen, zum Beispiel über Steuer- und Versicherungsfragen.   

Die Zielgruppe der Freiwilligenagentur bezeichnet Landrat Geßner als die „neuen Ehrenamtlichen“. Das seien Bürgerinnen und Bürger, die bislang noch nicht in einem Ehrenamt aktiv sind, sich aber vorstellen können, sich in Zukunft bürgerschaftlich zu engagieren. Nach einer Prognos-Studie, dem Engagementatlas 09, sind das fast 40 Prozent der gegenwärtig nicht Engagierten. Dieser „Schatz“ warte darauf, gehoben zu werden; die Freiwilligenagentur sei dafür ein „geeignetes Hebeinstrument“, so Geßners Überzeugung. 

Als Einsatzgebiete sieht der Landrat hauptsächlich die Bereiche Bildung, Kinderbetreuung und Soziales. In diesen Zukunftsfeldern würden viele ehrenamtliche Helfer gebraucht. Etwa die pensionierte, geistig und körperlich noch rüstige Lehrerin, die zum Beispiel an einer Ganztagsschule bei der Hausaufgabenbetreuung hilft. Oder den aus dem Berufsleben ausgeschiedenen Manager, der Hauptschüler als Berufspate auf dem Weg in und durch die Ausbildung begleitet. Oder den Studenten, der regelmäßig ins Seniorenheim kommt und den Bewohnern Gesellschaft leistet, mit ihnen plaudert, ihnen vorliest oder mit ihnen spazieren geht.

Landrat Geßner stellte in seinen Beispielen bewusst auf ältere und junge Menschen ab, denn gerade diese Altersgruppe ist dem Engagementatlas 09 zufolge in Deutschland nur unterdurchschnittlich engagiert. Während hierzulande die Menschen in der mittleren Altersklasse zwischen 30 und 55 Jahren besonders aktiv sind, liegen die Engagementquoten bei den 18- bis 30-Jährigen und bei den Rentnern ab 65 Jahren am niedrigsten.

Vor allem bei den Seniorinnen und Senioren sieht Geßner das Potenzial für freiwilliges bürgerschaftliches Engagement längst nicht ausgeschöpft. Während sich die Engagementquote im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren auf 34 Prozent beläuft, beträgt diese bei den über 65-Jährigen nur 26 Prozent. Dabei hätte gerade die ältere Generation mehr freie Zeit zur Verfügung als die junge, weil sie nicht mehr im Berufsleben steht, keine Kinder mehr großziehen muss und auch kein Haus mehr baut. Hinzu kommt, dass Seniorinnen und Senioren heutzutage oft bis ins hohe Alter hinein noch fit und belastbar sind. „Aber fit bleibt nur, wer nicht rastet. Denn wer rastet, der rostet“, meinte Landrat Geßner.

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