Am 1. Februar 1995 – also vor fast 20 Jahren – versammelten sich mehrere tausend Menschen bei einer Kundgebung auf dem Münsterplatz, um für den Weiterbestand der Setra-Busse des angeschlagenen Familienunternehmens Kässbohrer unter dem Dach von Daimler zu demonstrieren. Die Bedenken deutscher und europäischer Kartellbehörden gegen die Fusion der zwei Omnibusbauer konnten schließlich zerstreut werden, so dass Daimler Mercedes- und Setra-Omnibusse in der neu entstandenen Evobus zusammenlegte. Daran will Daimler in diesem Jahr erinnern, und vor diesem Hintergrund ist auch eine Sonderprämie bei Evobus für das soeben abgelaufene Geschäftsjahr 2014 in Höhe von 700 Euro je Mitarbeiter zu sehen. Die zur Konzernsparte Daimler Buses zählende Firma zahlt die Prämie aus, obwohl die in einer Betriebsvereinbarung festgelegten Kriterien für die Erfolgsprämie noch nicht wieder erreicht wurden. Die Daimler-Omnibussparte hat zwar nach dem katastrophalen Verlustjahr 2012 den Turnaround geschafft und in den ersten drei Quartalen des vergangenen Geschäftsjahrs ein operatives Ergebnis von etwa 170 Millionen Euro erzielt.
Der Verantwortliche für das weltweite Busgeschäft, Hartmut Schick, hatte allerdings bei seinem letzten Besuch im Montagewerk Neu-Ulm durchblicken lassen, die vor allem in Europa tätige Evobus habe das Konzern-Renditeziel für Busse von sechs Prozent noch nicht erreicht – während es in Lateinamerika besser läuft. Ein Sprecher machte jedoch deutlich, dass man die Prämie dennoch ausbezahlen wolle, und zwar mit der nächsten Entgelt-Abrechnung. Die Prämie sei einerseits eine Anerkennung für besondere Leistungen und stehe außerdem im Zusammenhang mit der Gründung der Evobus vor nunmehr 20 Jahren.
Zum Volumen der Ausschüttung machte der Sprecher keine näheren Angaben. Evobus beschäftigt in den deutschen Werken in Neu-Ulm und Mannheim jeweils etwa 3600 Mitarbeiter. Dazu kommen weitere europäische Standorte wie das schon zu Kässbohrer-Zeiten gegründete französische Omnibuswerk in Ligny. Angesichts der guten Auftragslage sind bei Evobus in Neu-Ulm derzeit auch rund 400 Leiharbeiter tätig, die aber keine Prämie erhalten. Sie gilt nur für die Stammbelegschaft. Das Werk Neu-Ulm hat im Vorjahr 2800 Setra- und Mercedes-Busse produziert. Zuletzt waren wegen der vorübergehenden Krise im Zuge des Sparprogramms "Globe" in Neu-Ulm 400 Stellen abgebaut worden, aber ohne Kündigungen.
(Text: Südwest Presse Ulm)